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2006

Gasshuku in Nahariya / Israel

Gasshuku in Nahariya / Israel


Bericht vom Academy Gasshuku in Israel vom 31. Mai - 6. Juni 2006

von Pascal Petrella

Auf der Fahrt mit dem ICE nach Frankfurt Flughafen stieg Gerhard Scheuriker in Karlsruhe zu. Pünktlich zwei Stunden vor dem Abflug trafen wir am Check-In Terminal 1 C der EL Al - der israelischen Fluglinie - ein. Ich war ja schon vorgewarnt worden, dass, aus gutem Grunde, die Sicherheitskontrollen der israelischen Sicherheitskräfte heftig waren. Aber das Prozedere bis wir im Flugzeug waren, war schon etwas Neues für uns. Erst mal wurden am Check-In Schalter Gerhard und ich von verschiedenen Sicherheitsbeamten - getrennt befragt. Meinem Sicherheitsbeamten hat wohl das Bild in meinem Reisepass nicht besonders gefallen (mit Schnauzer, laut Gerhard sehe ich aus wie ein Araber), deshalb hat er mich gefragt, ob ich auch meinen Führerschein dabei hätte. Das Bild darin konnte man überhaupt nicht erkennen, da der Führerschein schon mal richtig nass geworden war. Nach einer kurzen Inspektion bekam ich einen Aufkleber auf meinen Ausweis, auf dem der Sicherheitsbeamte einige Buchstaben einkreiste. Nachdem die Befragung abgeschlossen war, bat er mich, meinen Koffer geöffnet einzuchecken, weil er vor dem Abflug noch kontrolliert werden sollte. Gesagt getan. Endlich ging's zu unserem Gate. Wieder Checkup, Gürtel ausziehen, Schuhe ausziehen, Körper abtatschen etc. Endlich durch. So jetzt geht es zum Flugsteig und dann in den Flieger. Noch hatten Gerhard und ich keinen Sitzplatz zugewiesen bekommen. Uns wurde gesagt, dass der Flieger überbucht sei und dass die Airline einige Vielflieger in die Businessklasse verlegen müsse. "Nun dann müssen wir das jetzt am Flugsteig regeln", dachte ich mir so. Aber zu früh gefreut. Gerhard und ich wurden gleich zu einem weiteren Checkup unseres Handgepäcks, Schuhe und Gürtel, wegbegleitet. Das hatten wir wohl den eingekreisten Buchstaben zu verdanken. Und hier wurde unser Handgepäck mit einer Schnüffelmaschine richtig durchsucht. Alles wurde gründlich aufgemacht und untersucht. Nach 90 Minuten war endlich alles erledigt. Aber jetzt kam die nächste Nachricht, wir durften nicht nebeneinander sitzen (Sicherheitsvorkehrung???).

Wie auch immer, wir hatten einen guten Flug und nach ca. 3 Stunden und 40 Minuten kamen wir gut in Tel Aviv an. Aussteigen, Passkontrolle und wieder Befragung: Wo kommen Sie her? Wo wollen Sie hin? Was ist der Grund Ihres Besuches? Haben Sie ein Einladungsschreiben in hebräisch? 21 Uhr, endlich durch. Jetzt schnell den Koffer holen und ab geht's mit dem Zug nach Nahariya. Also wartete ich am Gepäckband auf meinen Koffer und wartete und wartete. Eine Vorahnung beschlich mich. Einatmen, ausatmen (Kokyo, Bauchatmung). Na dann fragen wir doch mal beim "Lost and Found-Schalter" nach. Nachdem ich meine Flugdaten durchgegeben hatten, sagte mir die freundliche Dame, dass mein Koffer immer noch in Frankfurt wäre. Er käme am nächsten Tag gegen 11 Uhr in Tel Aviv an und er würde dann sofort per Kurier in mein Hotel gebracht werden. Na dann ist ja alles gut, wenigstens ist der Koffer noch in Frankfurt und nicht sonst wo in der Welt. Es gab noch ein Überlebensset mit Zahnbürste, T-Shirt und Unterhose (hat sogar gepasst) etc. Also nichts wie zum Zug. Nach 2 Stunden kamen wir dann in Nahariya an.

Sensei Arie Gliksman hat uns vom Bahnhof abgeholt und uns ins Hotel gebracht. Nachdem wir uns flink in fünf Minuten frisch gemacht hatten, ging es auch schon weiter zu einem Restaurant direkt am Mittelmeerstrand. Wir wurden herzlich von Frau Kase und Sachiko Kase begrüßt. Ich hatte Frau Kase und Sachiko seit dem 24. November 2005, dem 1. Todestag von Sensei Kase, nicht mehr gesehen. Danach wurden wir auch von Sensei Dirk Heene, der belgischen Fraktion, dem Gastgeber Sensei Arie Farkash und seinen Leuten, Torsten und Frank sowie seinen Söhnen aus Berlin, Frank Schubert, seiner Lebensgefährtin Pilar, Lorenzo aus Spanien und weiteren begrüßt. Bei "einem Glas Bier" und ein paar Snacks ließen wir den Abend mit angenehmer Konversation ausklingen.

Am nächsten Morgen (Donnerstag) hat mich Sensei Arie erst mal mit zu sich nach Hause genommen. Klamotten aussuchen, glücklicherweise haben wir fast die gleiche Größe, so konnte er mir Shorts, T-Shirts, ein Paar Slippers und - das wichtigste - einen Gi ausleihen. Der Tag und das Training waren gerettet.

Sensei Arie ging mit Frau Kase, Sachiko, Gerhard, Loris und anderen auf eine Tour an die libanesische Grenze. Ich ging mit Sensei Dirk Heene, Sensei Arie Gliksman, und Philip Lehrer, einem Diamantenhändler aus Antwerpen, nach Akko, der ältesten Hafenstadt Israels. Hier kam vor 2000 Jahren so ziemlich die ganzen Handels- und Kriegsschiffe der Römer an. Die alte Stadt war wirklich faszinierend. Interessant ist, dass hier seit jeher die verschiedensten Religionen wie Juden, Christen, Moslems koexistieren und relativ friedlich nebeneinander herleben.

Interessant war der arabische Markt (Shuk) in Akko. Meist gab es viele kleine Geschäfte in schmalen Gassen, wo überall irgendwelche Tücher oder Teppiche von der Decke hingen. Das ganze sah schon sehr arabisch aus. Übringes wurde uns berichtet, dass in Israel ca. 30% Moslems leben, das hätte ich auch nicht gedacht. Historisch und architektonisch interessant war die Burg des Templerordens sowie der erst vor 15 Jahren gefundene unterirdische geheime Templerstollen. Er wurde vor kurzem von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben. Im Fall einer Belagerung konnten die Ordensbrüder Wasser und Speisen beschaffen, ohne dass dies von den Soldaten draußen bemerkt wurde. Bevor die Festung jetzt für Touristen zugänglich wurde, diente sie bis vor 20 Jahren als Gefängnis.

Um 3 Uhr waren wir wieder am Hotel und eigentlich hätte mein Koffer schon da sein müssen, aber er war noch nicht eingetroffen. Nach einem kurzen Nickerchen (im amerikanischen auch power nap genant) gings dann zum ersten Training bei Sensei Dirk. Da es sehr heiß (35° Celsius) und feucht war, mussten wir vor dem Training genügend Wasser zu uns nehmen, damit wir nicht dehydrierten.

Im ersten Training, bei dem Frau Kase und Sachiko zusahen, war das Thema Ten-No-Kata. Dirk ließ uns die Kata erst in der üblichen Form üben und danach wurden Variationen (Henka) eingebaut. Wie zu Beispiel Nihon-Angriff mit Hentei-Techniken und Block - Konter Hentei Kombinationen.

Auf ein Frage von Frank Schubert, ob die Angriffstechniken in Zenkutsu-Dachi oder Fudo-Dachi ausgeführt werden sollten, antwortete Sensei Dirk: Es kommt auf das Level des Übenden an. Anfänger können die Angrifftechniken in ZK ausführen und Fortgeschrittene das ganze in Fudo-Dachi ausführen. Nach dem Training und einer Dusche im Hotel war dann ein gemeinsames Essen in einem Strandrestaurant organisiert worden, bei dem sich die Karatekas der verschiedenen Länder bei Fisch und Wein austauschten.

Am Freitag morgen war die erste Sightseeing-Tour zum See Genezareth angesagt. Nach 2 Stunden, meist schlafend, kamen wir am See Galiaee (wie er im englischen heißt) an. Der See liegt direkt unterhalb der strategisch wichtigen Golanhöhen, die Israel von den Jordaniern Ende der 60er Jahre erobert hatten, weil diese damals wohl öfters Granaten auf Israel abgefeuert hatten.

Der See Genezareth ist die Lebensader Israels, aus ihm werden ca. 80% des Trinkwassers für das ganze Land gewonnen. Es ist auch der See über den Jesus gegangen sein soll. In Israel, dem Heiligen Land, stößt man, ob man will oder nicht, permanent auf Erzählungen und Begebenheiten aus der Bibel. Am See selbst haben wir dann noch die Seligsprechungskirche und danach die Brotvermehrungskirche in Tabgha besichtigt. Außerdem haben wir auch die Stelle am Jordan besichtigt an der Jesus von Johannes dem Täufer getauft wurde.

Danach ging es zurück zum Hotel. Wieder die Frage nach meinem Koffer, aber der war noch immer nicht da. Aber eine gute Nachricht gab es doch für mich: er war in Tel Aviv am Flughafen angekommen. Nun war die nächste Trainingseinheit war angesagt. Vom Sonnenbaden, den Besichtigungen und der langen Fahrerei waren wir doch alle ein bisschen matt. Es lag nun an mir, denn ich hatte die nächste Einheit um die Leute so richtig in Schwung zu bringen. Am besten geht das natürlich mit einem leichten Randori am Anfang des Trainings. Nachdem bei Temperaturen von ca. 35° Celsius alle warm waren (Gi patschnass) ging das Training mit geschlossene Hände Kihon los.

Da die meisten Trainingsteilnehmer aus Israel kamen und diese mit Kase Ha nicht sehr vertraut waren, lag bei meiner ersten Einheit der Schwerpunkt auf Basistechniken aus dem 1. und 2. Dan Prüfungsprogramm. Die geschlossenen Handtechniken wurde dann mit Tai-Sabaki Gyaku-Uraken ergänzt und in einem weiteren Schritt mit Okuri-Ashi / Fußstoßkombinationen erweitert. Im 2. Training ließ uns Sensei Dirk Heene Heian Sandan Omote und Ura üben. Danach gings dann mit der Kata Jitte und deren Bunkai weiter.

Nach dem Training wurden wir, da wir nur eine kleine Gruppe von 30 Leuten waren, von Sensei Arie zu sich nach Hause zu einem leckeren Barbecue eingeladen. In heimischer, entspannter Atmosphäre konnte man sich mit den Teilnehmern des Gasshukus und vor allem mit unseren israelischen Karatefreunden austauschen und sich natürlich auch besser kennen lernen. Es wurde beidseitig viele Erfahrungen und Lebensgeschichten ausgetauscht. Beim persönlichen Gespräch mit den Einheimischen bekommt man doch einen ganz anderen Blickwinkel auf viele Begebenheiten, die man sonst nur aus den Medien kennt. Sensei Arie, seine Schwester Sefi sowie seine Schüler hatten wirklich alles super vorbereitet. Es war ein wirklich gelungener Abend. Frau Kase, Sachiko, Sensei Dirk und mir wurde noch ein schönes Erinnerungsgeschenk von unserm Gastgeber Sensei Farkash übereicht.

Am nächsten Morgen um 10 Uhr war wieder Training angesagt. Sensei Dirk übernahm die erste Einheit. Zum Aufwärmen wurden alte Gi-Gong-Übungen zum Stimulieren unserer Meridiane ausgeführt, um die Energiebahnen im Körper zu aktivieren und uns von innen her aufzuwärmen. Sensei Dirk meinte Aufwärmen bedeutet nicht nur in der Halle rumzuspringen und sich äußerlich warm zu machen, sondern das kann man auch von innen heraus bewirken. Desweiteren wurde dann Shi-Ho Kumite (Kumite in 4 Richtungen) geübt.

Nach einer kurzen Pause war ich dann mit dem Abschlusstraining an der Reihe. Das Thema in meinem zweiten Training lag auf Basistechniken aus dem 2. und 3. Dan Prüfungsprogramm. Offene Hände Techniken mit Setei und Hentei Konter, sowie offene Handblocktechniken mit verschiedenen Kamae-Stellungen (O-Waza, Chu-Waza und Ko-Waza Techniken, sowie Doppelblocktechniken mit offenen Händen und verschiedenen Konter.

Als Alternative zum harten Block, bei dem der Schwerpunkt auf "den Angriff brechen" lag, wurden die offenen Handtechniken dann zum Abschluss mit Kawashi-Bewegung geübt. Bei Kawashi lässt man den Gegner beim Angriff ins leere Laufen und greift in dann von hinten an. Irgendwie war ich so in meinem Element, dass ich die Uhrzeit vergessen hatte, ups, und eine Stunde überzogen hatte. Kann ja mal passieren.

Abends ging es dann mit dem Auto in die Berge, wo wir in einem Drusen-Dorf Jamila besuchten. Eine in Israel berühmte "Kräuterhexe", die besondere Seifen und Öle aus Kräutern herstellt, die heilende Wirkungen haben sollen. Danach ging es zu einem fantastischen Restaurant, das sehr arabisch eingerichtet war und in dem es ein fabelhaftes Essen gab, gute Stimmung herrschte und wo zu moderner arabischer Musik getanzt wurde.

Der Wirbelwind Loris, eine Schülerin von Sensei Arie, die vor ein paar Wochen den 3. Platz im Kumite-Einzel bei der WKF Europameisterschaft erkämpfte, holte alle Männer zum tanzen auf die Tanzfläche. Das typische Gericht, das hier in Israel zu jeder Speise gereicht wird, ist Hummus, eine aus Kichererbsen hergestellter Paste, die man mit einem Pita (Brot) isst. Bevor es Hühnchen auf dem Spieß gab, wurde noch allerlei vegetarischen Vorspeisen gereicht, mmmm das muss man einfach mal probiert haben.

Am nächsten morgen ging es um 8 Uhr gen Jerusalem, der heiligen Stadt. Nach 2 Stunden und 30 Minuten kamen wir an. Jerusalem liegt auf einem strategisch gelegenen Berg ca. 800 Meter über dem Meeresspiegel. Die Gegend hier sah ganz anders aus als am Meer oder am See Genezareth, hier war alles hell und sehr steinig. Unser Tour-Guide Simca führte uns gleich in die Altstadt von Jerusalem, die von einer hohen Stadtmauer umgeben ist.

Die erste Geschichte die wir hörten war, dass die Architekten der Festung nach der Fertigstellung hingerichtet wurden, damit sie nicht für den Feind eine ähnliche Festung bauen konnten. Life is tough! Jerusalem ist in 4 Quadranten eingeteilt, dem jüdischen, dem moslemischen, dem christlichen und dem armenischen Viertel. Unser Weg führte zuerst durch das moslemische Viertel, durch enge Gassen (laut unserem Führer 2 "Eselärsche" breit) in der ein kleines Geschäft nach dem anderen war. Das war schon ein fantastischer Eindruck. Überall in Jerusalem liefen Soldaten mit Maschinengewehren (natürlich mit scharfer Munition) herum. Komisches Gefühl, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Das verrückte an Jerusalem ist, dass wenn man von einem Stadtteil in einen anderen geht, man in einer ganz anderen Welt ist. Es riecht anders, die Leute sind anders gekleidet, die Geschäfte, die Gebäude, die Straßen sehen anders aus; muss man einfach mal erlebt haben. Im christlichen Viertel haben wir eine riesige Kirche besichtigt, in der ein besonderer Grabstein aufbewahrt sein soll, habe ich aber nicht so richtig mitbekommen.

Die nächste Station war dann das jüdische Viertel. Dort gingen wir natürlich zur Klagemauer. Beim Eingang zur Klagemauer waren Sicherheitsvorkehrungen wie am Flughafen, alles wurde nach Waffen abgescannt. Die Klagemauer ist, wenn man davorsteht, ja richtig hoch (ca. 15m) und breit (ca. 200m). Aber laut unserem Tour-Guide sie ist nur ein kleines Stück eines riesigen Tempels, den König Herodes vor 2000 Jahren bauen ließ. Neben der Klagemauer, in einem jüdischen Gebetsraum, sind an der Mauer 2 Schächte nach unten gegraben worden um die ganze Höhe der Mauer darzustellen. Die Schächte gingen sicherlich nochmals 10-15m in die Tiefe.

Vor 2000 Jahren wurde der Tempel dann von den Römern über mehrere Jahre zerstört. Bei ca. 38°C war diese Sightseeing Tour dann doch recht anstrengend. Am frühen Nachmittag ging es dann Richtung Totes Meer.

Nach ca. einer Stunde Fahrt hatte sich die Landschaft wieder komplett verändert. Wir fuhren durch eine Steinwüste, kein Baum, kein Strauch, das ganze sah aus wie eine Mondlandschaft. Ganz bizarr wurde es dann am Toten Meer. Hier ist die Steinlandschaft durch starke Regenfälle total ausgewaschen.

Nachdem wir unsere Klamotten in der Jugendherberge (die besser bewacht war als Fort Nox) abgelegt hatten, gings zum baden ins Tote Meer. Das Wasser fühlte sich ein Bisschen ölig an. Na dann nix wie rein, ups..., hatte ich doch einen Spritzer Wasser in Nase bekommen, poh das brannte wie Feuer. 33% Salzgehalt ist doch ganz schön viel. Normales Brustschwimmen fiel hier richtig schwer, der Auftrieb des Wassers war doch erstaunlich groß. Am angenehmsten konnte man auf dem Rücken liegen, ohne das der Kopf im Wasser versank.

Nach einem kurzen Abendessen und einer kleinen Besprechung ging es dann auch schon recht früh in die Koje.

Am nächsten Morgen standen dann die Festung Massada- die 2001 von der UNESCO in die Reihen der Stätten des Weltkulturerbe aufgenommen - und die Oase En Gedi auf dem Programm.

Der Berg von Massada - gelegen an den östlichen Ausläufern der Judäischen Wüste an den Ufern des Toten Meeres zwischen Sodom und der Oase En Gedi - ist ein gewaltiger Felsblock, der sich isoliert 450 m über dem Toten Meer erhebt. Der Berggipfel wird von einem großen Plateau gebildet, das eine Länge von nahezu 650 m und eine maximale Breite von 300 Metern erreicht. König Herodes ließ die strategisch wichtige Festung um 20 vor Christus bauen.

Eine tragische Berühmtheit erlangte die Festung, die der letzte Widerstand in Judäa bildete, um 74 nach Christus, als Massada, in der ca. 960 Menschen - auch Frauen und Kinder - verweilten, von ca. 8000 Römischen Soldaten belagert wurde, um sie zur Kapitulation zu zwingen. Zur Erstürmung des Berges wurde eine gewaltige, mit Holzbalken verstärke Gesteinsrampe gegen den natürlich Berghang gebaut. Die Belagerung dauerte einige Monate und fand Ihren Höhepunkt, als die Römer einen Belagerungsturm mit einem Rammbock bauten, mit dessen Hilfe eine erste Bresche in die Mauer der Festung geschlagen werden konnte. Die belagerten Rebellen kamen den Römischen Soldaten aber zuvor und bauten eine provisorische Mauer aus Holz und Geröll, die aber alsbald von den Römern in Brand gesteckt wurde.

Als jegliche Hoffnung der Rebellen verflogen war hielt der Rebellenführer Eleasar Ben-Jair eine Rede mit der er die belagerten Männer und Frauen davon überzeugte, das es wohl besser sei durch eigene Hand zu sterben als ein Leben in Schande und Versklavung durch die Römer zu führen. Daraufhin wurden 10 Genossen auserwählt, die alle übrigen töten sollten, was sie dann auch taten. Die 10 Genossen losten hinterher aus, wer die anderen 9 töten sollte bevor er sich selbst das Leben nahm. (Selbstmord ist im Jüdischen Glauben nicht erlaubt). Sie alle starben in der Annahme, dass sie keine Seele übriggelassen hatten, die in die Gewalt der Römer geraten konnte.

Als am nächsten Morgen die Römer die Festung einnahmen und die Menge der Gemordeten entdeckten, freuten sie sich nicht über den Sieg, sondern bewunderten den edlen Entschluss und die unerschütterliche Todesverachtung so vieler bei der Tat beteiligten Menschen. Zwei Frauen und 5 Kinder konnten sich aber doch in einem unterirdischen Brunnengewölbe (Zisterne) verstecken. Sie konnten den Römern die Ereignisse der vergangenen Nacht ausführlich schildern.

Nach der Besichtigung von Massada bei 40 °C im Schatten (poh ey, das war richtig heiß, denn der steinige Boden reflektierte die Hitze) ging es dann wieder mit der Gondel zur Talstation. Dort hab ich mir erst mal einen Liter frisch gepressten Orangensaft reingezogen.

Nach einem kleinen Snack ging es dann weiter zu der Oase En Gedi, deren Quelle am oberen Ende einer Schlucht entspringt. Verrückt, mitten in der absoluten Steinwüste fließt Wasser aus den Felsen, das aus den Bergen unterirdisch über die Hebron Berge gespeist wird. Nach 20 min. Fußmarsch bei über 40°C im Schatten bewegt man sich deutlich langsamer als sonst. Endlich sahen wir dann ein kleines Rinnsal und ich dachte mir erst "na toll, wegen der Pfütze sind wir alle das Tal hinauf gelaufen". Aber das Rinnsal wurde immer größer und bald sah man auch einen kleinen Wasserfall.

Das Wasser war erstaunlich klar und nach dem Fußmarsch bei dieser brutalen Hitze hielt uns nichts mehr zurück, ab in die Fluten, ahhh tat das gut. Sogar Torsten Heiber aus Berlin hat sich mit seinem Gips ins Wasser gewagt. Nach einer kurzen Pause ging es dann weiter die Schlucht hinauf, und es folgten weitere kleine Wasserfälle in die wir natürlich auch hinein hüpften. In so einer Oase wurde mir doch richtig bewusst, dass Wasser leben bedeutet, ohne Wasser ist alles tot.

Nach dem tollen Ausflug nach En Gedi ging es dann mit dem Bus zur letzten gemeinsamen Fahrt ins Hotel Maale Haachamisha zwischen Jerusalem und Tel Aviv. Da wir schon gegen 18 Uhr im Hotel waren, hat es einige ins Night Life nach Jerusalem gezogen. Ich möchte hier ein ganz besonders Lob an die Gastgeber des Gasshukus - unsere israelischen Freunde und hier insbesondere an Sensei Arie Farkash, der sehr viel Zeit und auch Herz in die Organisation des Gasshukus gelegt hatte - aussprechen.

Ich hatte mit Dirk Sensei noch so einiges zu besprechen uns so trafen wir uns abends erst in der Bar und danach mit Frau Kase und Sachiko zum Essen, bei dem auch Gerhard Scheuriker und die Berliner dabei waren. So hatten wir noch im kleinerem Kreise ein schönes fast familiäres Abschiedsessen.

Am nächsten Morgen begleiteten Gerhard und ich Familie Kase zum Flughafen in Tel Aviv (wir hatten fast die gleiche Abflugszeit), nur dass ich sogar diesmal am Eingang des Flughafens gleich wieder angehalten wurde, Passkontrolle, weiter zum Check-In, dann zur Gepäckkontrolle etc. Unser Handgepäck wurde jeweils sicherlich 10 Mal durch den Scanner geschickt, bis wir endlich ins Flugzeug steigen durften. Diesmal durften Gerhard und ich sogar nebeneinander sitzen.

In Frankfurt angekommen fuhr Gerhard gleich mit dem Zug zurück nach Karlsruhe und für mich hieß es gleich wieder einchecken nach London, denn ich hatte am Mittwoch und Donnerstag noch 2 Vorlesungen zu bestreiten.

Oss Pascal

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